Wasserfall, Spaghetti "Spezial", Rückweg
Nach dem Abstieg kam nun der erneute Versuch, einen als recht idyllisch beschriebenen Wasserfall zu erreichen. Versuch 1 war entweder am hohen Wasserstand oder an Unfähigkeit gescheitert, ich habe am Vortag von der Nordseite aus den Weg trotz längerem Umschauen nicht gefunden. Und auch der zweite Anlauf wäre fast gescheitert, wären mir nicht Leute entgegen gekommen. Es handelte sich um das englisch-polnische Paar, das am Vortag von Bienen angegriffen wurde. Wir unterhielten uns ein wenig, danach erklärten sie mir den Weg durch das Flussbett und wo ich am besten die Flussseite wechseln kann. Es waren dann nur noch wenige Minuten flussaufwärts. Am Weg gab es eine weitere Vogelspinne und einen kleineren Wasserfall.


Am eigentlichen Ziel war noch eine Gruppe Touristen, die allerdings bereits am Zusammenpacken war, kurz später hatte ich den Wasserfall für mich. Also genoss ich das Bachrauschen, schrieb ein wenig in mein Notizbuch und schaute den Echsen zu bei... womit sich Echsen eben so beschäftigen.



Auf dem Rückweg wurde es schon so langsam dämmrig. Meine Optionen waren zurück an das Hostel vom Vorabend oder nochmal ungefähr eine Stunde weiter in ein anderes, womit ich mir für den nächsten Tag ungefähr 4 Kilometer später würde. Ich war noch fit, also entschied ich mich für die falsche Option :-/
Der Weg war machbar, auch die Flussüberquerung bei Dunkelheit dank Stirnlampe kein Problem. Moment... bin ich hier richtig? Niemand da. Alles dunkel... Nach zwei unbeleuchteten Hütten standen dann doch noch zwei Männer da. Offen war zwar, ich war allerdings der einzige Gast. Ich könne mir gerne im Kiosk etwas zu Essen kaufen, aber gekocht wird sicher nichts. Prima... genau das, was ich nach dem anstrengenden Tag hören wollte. Das Zimmer bzw. Bett war ein gutes Stück schlechter als in den anderen Hostels, dafür aber 10 Reais teurer. Die Auswahl an Lebensmitteln im Kiosk war gering, das Bestmögliche waren Spaghetti mit einer Fertigtomatensoße und als Highlight ein paar Oliven. Die beiden generell mäßig freundlichen Herren (ich kam mir eher störend als willkommen vor) haben mir immerhin ein Feuer zum Kochen angezündet, und mir dann langatmig erklärt, wie ich das am Morgen für das Frühstück selbst tun kann, da keiner von ihnen da sein wird. Unnötig, wenn man sein erstes Feuer vor mindestens 25 Jahren angezündet hat, aber dass ich so etwas hinbekomme haben sie mir trotz meiner Beteuerungen nicht abgenommen, sondern immer weitererzählt :-D



Abends war das Essen dann auch so weit in Ordnung. Die Hälfte der Spaghetti war noch übrig. Kühlschrank o.Ä. natürlich nicht vorhanden. Im Herd ist noch Glut, da kommen hoffentlich am wenigsten Tiere hin... leider falsch gedacht. Am nächsten Morgen hatte sich eine Ameisenstraße zum Topf gebildet. Die Optionen waren nichts frühstücken oder die Ameisen so gut es geht aus den Spaghetti mit Soße heraussortieren. Ich habe mir einfach eingeredet (und tue es heute noch), dass ich alle Ameisen gefunden habe, auch wenn das für den Proteingehalt der Mahlzeit wahrscheinlich nicht ideal war. Gegen halb 9 machte ich mich dann auf den Rückweg in die Zivilisation. Ein paar Minuten später habe ich einen der beiden Leute vom Vorabend getroffen, bis zurück ins erste Dorf sollte das der einzige Mensch sein, den ich den Tag über sehe. Hier noch ein Bild von der anderen Seite auf "El Castello", von dieser Seite aus kann man eher nachvollziehen, wieso der Berg als Burg bezeichnet wird.

Die Strecke ist auch deshalb etwas weniger beliebt als über die Ebene mit Steppe, weil man durch den Wald den größten Teil des Weges kaum Aussicht hat. Unten eine der wenigen Ausnahmen auf den ersten zehn Kilometern. Den gleichen Weg zurück war mir aber zu langweilig. Und Dschungel sieht zwar auf Fotos selten spannend aus (zumindest auf meinen nicht), ist vor Ort aber immer interessant. Die Flussüberquerung am Wasserfall hat mich gut 15 Minuten gekostet, da sich diese gut handtellergroße Spinne nicht von dem als Aufstiegshilfe angebrachten Baumstamm vertreiben lassen wollte. Am Ende habe ich mir einen Umweg gesucht.




Später ging es dann wieder weiter über die Steppe von Tag 1. Irgendwo da drüben ist der andere Weg. So langsam war ich hungrig, das Essen war ein klein wenig zu knapp kalkuliert und die übrig gebliebenen Oliven vom Vorabend offenbar nicht ganz so nahrhaft wie erwartet. Entsprechend froh war ich, als dann gegen Sonnenuntergang das Ziel in Sicht kam.


Leider wartete im ersten Dorf kein Mototaxi. Ich habe mir dann nur im Kiosk ein paar in irgendetwas zuckerigem eingelegte Minibananen gekauft und bin im Dunkeln weiter. Im Hostel angekommen war ich nach 26 km so platt, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wer mir die Tür geöffnet hat. Die Österreicherin, die ich in Itacare kennengelernt und erst ein paar Tage vorher gesehen hatte musste mich 2x ansprechen, bis ich sie erkannt habe. Sie war mir zum Glück nicht böse, man konnte mir meinen Zustand wohl ansehen :-D
Zum Abendessen war die Auswahl wegen der späten Uhrzeit eher gering, ich habe es aber zum Glück sehr gut erwischt. Die Pizzeria hatte nur die Auswahl zwischen "salzig" und "süß". Süße Pizza? Interessant... Ich habe mir dann ein Viertel süß belegen lassen. Banane, Käse und zwei Sorten Nüsse. Hat besser zusammen gepasst, als ich erwartet hätte. Zum Dippen gab es entweder Honig für den süßen oder Honig mit Chili für den salzigen Teil, auf dem verschiedene Gemüsesorten und Käse auf Tomatensoße lagen. Auch das hat erstaunlich gut funktioniert. Vielleicht backe ich mir das zu Hause mal nach :-)

Fazit nach 4 Tagen:
Eine tolle Tour, viele schöne Ecken gesehen, an der Höhenangst gearbeitet, einen Tag praktisch ohne menschlichen Kontakt allein in der Natur - gut dass ich hingefahren bin.
Nächster Stop war Recife, eine Zwischenstation nach Fernando de Noronha, einer Insel von der man in Europa zu Unrecht fast nichts hört.