4 Tage Natur, ca. 80 km und 2500 Höhenmeter zu Fuß
Und damit fing es an...
Das ist die mystische Karte, die ich in einem der Beiträge aus Itacare versprochen hatte.

Ok, ist jetzt nicht ganz so spektakulär wie in "The Beach". Weder handgezeichnet noch mit der Beschreibung wirklich versteckter Orte. Und trotzdem wichtig. Reiseführer und die eine oder andere Website waren sich einig, dass Chapada Diamantina ohne Führer absolut nicht zu empfehlen ist, vor allem nicht alleine. Andere Websites meinten "ohne Führer geht schon, wenn man gute Navigationskenntnisse und angemessene Outdoorerfahrung hat". Ich war ja einige Jahre nicht der größte Fan von "auf Steinen rumlatschen", wie der eine oder andere weiß. Andererseits hatte ich in Patagonien keine Probleme, abgesehen von einem Sturz in einen Dornenbusch infolge eines Windstoßes und Beinaheerfrieren aufgrund defekten Materials.
Und dann habe ich mit Ries gesprochen, einem Belgier, der im selben Hostel in Itacare und davor im Nationalpark war. Er meinte das ist alles nicht so kompliziert, wie es sich anhört. Er holte diese Karte, die er von einem anderen Reisenden bekommen hatte, erklärte mir grob eine mögliche Route und schenkte mir im Anschluss die Karte. Wir waren uns einig, dass uns die Idee gefällt, dass auch ich die Karte wieder weitergeben werde. Das habe ich dann ungefähr eine Woche später in Salvador vor meinem Weiterflug nach Recife auch gemacht.
Rien, since you don't speak german you probably will have to translate the rest with google translate or something similar, but in any case muchas gracias para el mapa y la ayuda :-)
Große Einleitung und keine richtigen Fotos... ich hoffe, es liest überhaupt jemand bis hier...
Also Kurzfassung bis zum Tourstart:
Bus bis Palmeiras
Taxi bis Capao de Vale, üble Straße, dazu mehr auf dem Rückweg
Eine Nacht im Hostel, Gepäck konnte ich dort lassen, ich bin nur mit Tagesrucksack los
Am nächsten Morgen wollte ich eigentlich mit einem französischen Zimmergenossen aus dem Hostel losgehen.
Nachdem wir uns mit Proviant versorgt hatten, hätte ich noch zehn Minuten im Hostel gebraucht. Das war ihm dann doch zu lange :-D Das hat sich kurze Zeit später als besser herausgestellt. Ich habe die ersten sechs Kilometer per Mototaxi (wie ein Taxi, nur eben als Motorrad und entsprechend günstiger) überbrückt. Er hat mich nach nicht allzu langer Zeit überholt, in einer Geschwindigkeit, an der ich kein Interesse gehabt hätte. Die Hostels im Park waren tatsächlich teuer, vor allem die Mahlzeiten. Aber die Strecke in drei Tagen im Laufschritt absolvieren oder in vier Tagen genießen... da brauche ich nicht überlegen, auch wenn er sicher 15 € weniger ausgegeben hat als ich.
Der Nationalpark selbst ist berühmt für seine Tafelberge. Bereits nach wenigen Kilometern gab es von einer kleinen Anhöhe aus einen Vorgeschmack, was mich erwartet. Den Blick zurück in Richtung Vale de Capao ein von Bergen eingerahmtes, waldiges Tal, den Blick nach vorne eine weite, flache Grassteppe. Mein Weg führte mich nach rechts, von links sollte ich vier Tage später wieder zurückkommen.



Viele Tiere gab es in der Steppe nicht, einige Grillen waren zu hören und ab und zu flog ein Vogel vorbei. Gut sichtbar waren die zahlreichen Termitenhügel, an denen sich allerdings anders als bei einem Ameisenhügel nicht viel bewegte. Nach der noch recht grünen Steppe folgte ein Teil mmit eher kargem Boden, was die Pflanzen aber nicht weiter störte. Das Gras war trockener, die Blätter der kleinen Bäume recht dich, aber auch zwischen den Steinen gab es offenbar genug Nährstoffe und Wasser, dass dort etwas wachsen kann.



Zwischen mir und dem eigentlichen Ziel, dem Vale Paty, benannt nach dem Fluss, der durch das Tal fließt, lag noch ein Steilhang, von dessen Kante sich weitere schöne Aussichten boten. Der perfekte Platz für meinen Nachmittagssnack aus Schinkenkäsebrötchen und hartgekochten Eiern.


Rund um den Hügel mit dem Aussichtspunkt rechts im nächsten Bild waren meine Aufenthalte für die nächsten beiden Nächte. Das erste Bild zeigt die Aussicht mittig, die anderen beiden sind ein wenig nach links bzw. rechts geschwenkt, damit kommt der Weg an Tag zwei in Richtung Plateau bzw. die erste Unterkunft ins Blickfeld. Außerdem ist der Berg "Castello", Ziel an Tag drei, zu erkennen, von dieser Seite sieht man allerdings die Ähnlichkeit zu einer Burg nur mit viel Fantasie. Die Regenfront am letzten Bild hat mich zum Glück nicht erwischt, von der nächsten habe ich dann ein ganz klein wenig im Hostel abbekommen, da das Bad in einem anderen Gebäude untergebracht war.



Vom Abstieg noch das beste Ergebnis meiner zahlreichen Versuche, einen Kolibri beim Flug zu fotografieren. Viele gesehen habe ich nicht, gehört ein paar mehr, aber bis man den Kopf gedreht hat ist das Geräusch vergleichbar mit einer riesigen Hummel meistens schon wieder verklungen.

Nach einem doch recht langen Tag war ich froh, im Tal angekommen und zu sein und mich ein wenig ausruhen zu können. Die Unterkünfte boten, abgesehen von der letzten, mehr oder weniger identischen Service zu identischen Preisen, jeweils 40 Reais (knapp 10€) für Bett, Abendessen und Frühstück. Vor dem Abendessen hatte ich noch Zeit, also habe ich tatsächlich noch mein Fitnessprogramm durchgezogen. Die restlichen Gäste haben vermutlich an meinem Verstand gezweifelt :-D
Nach Dusche und Essen saßen wir dann noch ein wenig zusammen, eine Brasilianerin konnte gut singen und Gitarre spielen. Nach dem Ende ihres Repertoires überredete sie mich, es auch noch mit einem Lied zu versuchen. Es gab zumindest höflichen Applaus aller drei Zuhörer ;-)
In meinem 28-Bett-Zimmer (offenbar auf die Hauptsaison ausgelegt) war ich größtenteils alleine, die einzige Gesellschaft hat sich kurz vor dem Einschlafen durch ein kurzes "Eeeek-Eeeeh, Eeeek-Eeeeh, Eeeek-Eeeeh" bemerkbar gemacht, ist dann aber wieder verschwunden.

So weit Teil 1, mehr tolle Aussichten, Selbsttherapie meiner Höhenangst und Angriffe wilder Tiere auf andere Reisende folgen.