Everybody was surfing,

Surfing Itacare



Der Hauptgrund, warum ich deutlich länger blieb als erwartet? Surfen.
Tolle Strände, nette Leute, gutes Essen und Getränke waren auch ein Bonus, aber das Surfen hat mich beschäftigt gehalten und verhindert, dass ich früher gehe.

Bereits am zweiten Tag war ich an zwei der etwas schöneren Strände unterwegs. Ich habe den Surfern zugeschaut und dank der mitgebrachten Kamera sogar ein
paar Impressionen eingefangen. Natürlich habe ich schon mal den einen oder anderen Surfer gesehen, aber hier dreht sich doch einiges um das Thema. Entsprechend viele Leute waren in der Stadt mit Brett unterwegs oder damit im Wasser. Die Bandbreite reichte von Anfängern, die gerade nicht mehr mit Kurs unterwegs waren zu Leuten, die jede gute Welle erwischten und den einen oder anderen Trick versuchten.














Traue ich mir sowas zu? Auf dem Snowboard habe ich nie besonderes Geschick bewiesen... was solls, einen Halbtageskurs für 150 R$ (knapp über 30 €) kann ich mir ja mal gönnen. Das Versprechen eines Zimmergenossen aus dem Hostel, dass ich bereits am ersten Tag auf dem Brett stehen werde, konnte ich nicht so ganz glauben.

Am nächsten Morgen stand ich mit einer kleinen Gruppe anderer Anfänger an einer der zahlreichen Surfschulen im Ort. Ich hatte mir die ausgesucht, die halbwegs vernünftige Zeiten nannte, also vom späten Vor- bis zum frühen Nachmittag. Bewaffnet mit Brettern zogen wir zur Bootsanlegestelle am Fluss und setzen mit einem kleinen Boot auf die andere Seite zum Strand über. Nach Aufwärmen, Dehnen und einigen Vorübungen am Strand auf in den Sand gemalten Brettern war die Theorie so weit bekannt, dass wir ins Wasser konnten. Dank der Hilfe der Surflehrer ("Ready? Paddle... Faster... Go!") und einem kleinen Schubs ging das erste Mitfahren auf der Welle recht problemlos, und selbst Aufstehen ging tatsächlich innerhalb einer Stunde, wenn auch nur auf "White waves", also im Schaum einer brechenden Welle. Definitiv ein tolles Gefühl, so ermutigt habe ich mich nach der Rückkehr und Rückgabe des Bretts gleich für den nächsten Tag angemeldet.

Tag 2 lief ebenfalls alles gut. Nach der Rückkehr meinten die Jungs von der Surfschule, dass es recht ordentlich aussah und falls ich es morgen mal allein probieren möchte könne ich mir ein Board bei ihnen leihen. Ab dann bin ich also auf eigene Faust mit ein paar Leuten aus dem Hostel losgezogen. Der richtige Zeitpunkt zum Anpaddeln fiel mir nicht ganz so leicht, aber auch das ging dann nach etwas Übung. Wir waren im Normalfall am Strand Engenhoca, ca. 20 Minuten mit dem Bus und dann nochmal 20 Minuten Fußweg entfernt. Der Weg zum Strand führt durch den Dschungel und vorbei an Ruinen aus offenbar belebteren Zeiten. Letzteres sieht halb fertiggestellt aus, aus der Decke hängen zusammengebundene Kabel. Vielleicht kommt hier noch irgendwann etwas, aber vermutlich ist eher alles vom Dschungel überwuchert, bevor das passiert.






An diesem Strand sind meistens zwei bis drei größere Gruppen aus Surfschulen, da wir aber meistens weiter raus sind war das kein Problem. Nach dem Strand geht es ein paar Meter nach oben, von der Empore aus hat man noch eine viel bessere Sicht auf die Surfer weiter draußen.








Die Wellen waren genau genommen ein klein wenig zu groß für mich. Ich habe die ein oder andere erwischt, durch die deutlich höhere Geschwindigkeit ein ganz anderes Feeling. Auf den aufsteigenden Wassermassen dahinzugleiten, das Gefühl, nach vorne zu schießen, sich tragen und antreiben lassen, einfach toll. Aber wenn man es dann nicht schafft auch ganz anders. So richtig durchgewirbelt werden, nicht nur ein bisschen... nicht mehr wissen wo oben und unten ist... paddeln, nur raus... durch die Verrenkungen normalerweise Krämpfe in beiden Waden... aufsteigende Panik zu ertrinken... nicht ganz angenehm. Aber was gibt es schon wirklich Positives ohne negatives Beiwerk? Ich muss einfach noch einiges lernen, aber freue mich schon auf die nächsten Übungseinheiten. Zumindest das Brett steht mir, würde ich mal sagen ;-)




Zurück zum Bus sind wir meistens erst, wenn es so langsam dunkel wurde. Die Surfschulen hatten da schon Feierabend, der eine oder andere hielt es wie wir bis zum letzen Tageslicht aus, bis er oder sie sich auf den Weg zum Auto oder Bus machte. Sicher genau wie wir platt, abgekämpft, aber glücklich, mit einem Lächeln im Gesicht und dem Gedanken "Mache ich morgen Pause? Meinem Körper würde es gut tun. Aber Bock hätte ich schon nochmal..."